In Beziehungen kommt es vor, dass bestimmte Verhaltensweisen, Ereignisse und Verletzungen immer wieder, über Monate oder Jahre schwelen und für Unmut sorgen. Der unterschiedliche Geschmack bei Joghurtsorten kann eine wahrhaftige Krise am Kühlregal auslösen, die noch im Supermarkt eskaliert. Grund hierfür sind nicht die Banalitäten des Alltags, die zugegebenermaßen manchmal auch den Hut hochgehen lassen. Vielmehr sind alte Verletzungen am Werk, die durch ein „Sorry, tut mir leid“ als Entschuldigung nicht geheilt werden konnten und sich immer mal wieder bemerkbar machen wie kleine Trolle, die bei jeder noch so unpassenden Gelegenheit ein Feuerwerk der Emotionen zünden können.

Wir alle sind Wirte dieser kleinen Trolle. Sie stammen aus der Kindheit, als wir als letztes die Fußballmannschaft gewählt wurden, aus der Zeit der ersten Liebe, als uns das Herz gebrochen wurde, oder aus den Beziehungen, die wir als vermeintlich erwachsene Menschen führen. Und sie heißen „du genügst nicht“, „du bist es nicht wert“ oder „du musst dich für Liebe anstrengen“. Und sie wachsen wenn sie gut genährt werden.

Das ist die eine Seite der Eskalation. Das fruchtbare Land, dass aus einer vermeintlichen Banalität ein weitere, tiefe Verletzung hervorrufen kann.

Die andere Seite ist die, die verletzt, gewollt oder ungewollt. Die sich treiben lässt von den eigenen Trollen, wütet und Porzellan zerschlägt, bis alles fiese Kneifen in der Magengegend rausgeschimpft ist. Die, die dann dort steht, mit hängenden Armen und dem nagenden Gefühl der Scham über die eigene Maßlosigkeit. Wie nun damit umgehen und dieses Gefühl beruhigen?

Manche Menschen neigen dazu zu bagatellisieren, den Schmerz des Anderen klein zu reden um sich selbst zu legitimieren. Sie finden Gründe, warum sie verletzen MUSSTEN, meist hat der Andere es ja provoziert. Aber könnte man in ihr Inneres schauen, könnte man diesen Troll sehen. Der, der bis zur Übelkeit am Gewissen nagt, der die Schamröte ins Gesicht treibt, der dieses innere Aufstöhnen verursacht, wenn man an die Situation denkt. Der Troll, der will, dass man die Situation aus der Welt schafft und alles wieder gut macht. Das ist nicht so schwer, wie man denkt, auch wenn hier ein Sorry nicht reicht.

Forscher der Ohio State University haben sich in einer groß angelegten Studie mit ca. 700 Teilnehmern mit dem Thema befasst und untersucht, was eine wirklich gute Entschuldigung ausmacht.

 

5 Schritte zu einer guten Entschuldigung

  • Maßgeblich für eine gute Entschuldigung ist es, für die Verfehlung die volle Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet auch, nicht darüber nachzudenken, wo man dem Gegenüber an der Schuld teilhaben lassen kann um seine eigene Schuld zu minimieren. Gängig hier zum Beispiel (du schläfst ja nicht mehr mit mir, da braucht ich die Bestätigung von jemandem Anders).
  • Der nächste Schritt ist, zu schildern, was aus eigener Sicht schief gelaufen ist. (Ich habe mich einsam gefühlt und habe mich nicht getraut mit dir darüber zu reden) um sich dann dafür aufrichtig zu entschuldigen.
  • Nun kommt der wichtige Teil, den es braucht, um eine Verletzung heilen zu können. Die uneingeschränkte Anerkennung des erlittenen Unrechts und die Darstellung, dass der andere sich wirklich damit auseinandergesetzt hat, also die Tat bereut wird. Dies geschieht indem geschildert wird, was man anders machen würde, könnte man die Zeit zurückdrehen. (Ich hätte mich nicht auf das flirten eingelassen).
  • Im Zuge dessen erfragt man, was der Partner braucht, um die Entschuldigung als Wiedergutmachung empfinden zu können und bittet um Verzeihung.
  • Der letzte Schritt ist, die Chance für einen Neuanfang zu geben und zu vergeben.

In der Theorie ist der Ablauf klar, in der Praxis die Umsetzung manchmal holperig. In sehr festgefahrenen Situationen kann eine Paartherapie helfen, den Trollen nachhaltig das Handwerk zu legen.

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